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06. November 2020

Werkmeister mit Leib und Seele

Werkmeister mit Leib und Seele

Betonwerk-Maschinisten sind für die normgerechte Produktion von Betonen zuständig, die von Kunden vorgegebene Frisch- und Festbetoneigenschaften erfüllen müssen. Bruno Fritsche erklärt im Interview die Faszination und die Herausforderungen seiner Tätigkeit.

Für Betonwerk-Maschinisten gibt es keine Berufslehre. Wie sind Sie zu diesem Beruf gekommen?

Fritsche: Im Anschluss an meine obligatorische Schulzeit habe ich eine Lehre als Koch absolviert und in verschiedenen Gastrobetrieben gearbeitet. Ich stellte fest, dass mir mein erlernter Beruf nicht die Erfüllung bringen konnte, die ich mir erhofft hatte, und entschied mich für eine Neuorientierung. Nach der Rekrutenschule war ich über fünf Jahre lang in der ganzen Schweiz auf Montage. Danach war ich als Lkw-Fahrer tätig und trat 1995 in die Firma Looser AG ein, die heute zur Grob Kies AG gehört. 1997 suchte die Grob Kies AG für ihr neues Transportbetonwerk in Bütschwil einen Werkmeister und ich erhielt die Chance. Das Werk mit seinen damaligen neuesten Steuerungsmöglichkeiten faszinierte mich.

Wie haben Sie damals die Startphase als Werkmeister erlebt?

Fritsche: Zu Beginn war mein «Betonwissen» als gelernter Koch und Lkw-Fahrer bescheiden und ich war gezwungen, alles von Grund auf zu lernen. Hinzu kam, dass mit der damals modernen Steuerung des Werks in unserem Betrieb niemand Erfahrung hatte und ich weitgehend auf mich selbst angewiesen war. Ich war aber sehr motiviert, alle Facetten, die ein Werkmeister beherrschen sollte, möglichst schnell kennenzulernen. Es störte mich nicht, wenn dazu insbesondere in der Anfangsphase der übliche Arbeitstag nicht ausreichte. Rückblickend war dies ein Sprung ins kalte Wasser mit verschiedenen Unbekannten.

Was lieben Sie an Ihrem Job besonders?

Fritsche: Die Vielfalt meiner Tätigkeit als Werkmeister. Sie erlaubt es mir, mit Leib und Seele tagtäglich zu arbeiten, ohne es als ausserordentliche Last zu empfinden. Ich liebe es, Verantwortung zu übernehmen, und finde es äussert spannend, wie Frisch- und Festbetoneigenschaften über die Zusammensetzung des Betons so gesteuert werden können, dass die Bedürfnisse der Ingenieure und der Bauausführenden auf der Baustelle gleichzeitig erfüllt werden können. Da ich heute, neben dem Betrieb des Betonwerks, auch in die Kiesaufbereitung involviert bin, habe ich die Genugtuung, mich seitens des Werkstoffproduzenten an der gesamten Wertschöpfungskette beteiligen zu können.

Worin bestehen Ihre grössten Herausforderungen?

Fritsche: Einerseits müssen die von uns gelieferten Betone immer die Bestellungsanforderungen unserer Kunden und gleichzeitig auch die dafür massgebenden, materialtechnologischen Normanforderungen erfüllen. Andererseits müssen sie aber auch Verarbeitungseigenschaften aufweisen, die es den Bauausführenden auf der Baustelle erlauben, mit den dort vorhandenen Mitteln Bauteile in der geforderten Qualität herzustellen, damit unser Unternehmen mit möglichst wenigen Regressforderungen konfrontiert wird. Dafür sind, neben langjähriger Erfahrung, gute Fachkenntnisse notwendig, die laufend zu aktualisieren sind.

Was geben Sie Neueinsteigern für einen Rat?

Fritsche: Gute betontechnologische Grundkenntnisse und die Beherrschung aller Anlageoptionen sind ein Muss, um auch in herausfordernden Situationen die Geduld und die Nerven nicht zu verlieren. Wie bei jedem anderen Beruf ist es aber vor allem auch wichtig, dass man die anstehenden Aufgaben mehrheitlich mit Freude und Engagement erledigen kann. Man muss spüren, dass man den richtigen Arbeitsplatz hat. Gleichzeitig sollte man neben seinem Beruf aber auch Hobbys wie Sport oder Musik haben, die es erlauben, sich zwischendurch von den beruflichen Herausforderungen zu distanzieren.

Wie halten Sie sich fachlich auf dem neuesten Stand?

Fritsche: 2008 habe ich den Vorbereitungskurs und die eidgenössische Berufsprüfung «Baustoffprüfer» abgeschlossen. Persönlich hat mir dieses angeeignete, vertiefte betontechnologische Grundwissen sehr geholfen und erleichtert mir meine Entscheidungen im Berufsalltag. Zudem besuche ich regelmässig stufengerechte betontechnologische Weiterbildungen und versuche, mit dem Einsatz der neuesten chemischen Zusatzmittel unsere Rezepturen stetig zu optimieren. Auch im Bereich der Verfahrenstechnik bin ich stets bemüht, mich auf dem neuesten Stand zu halten.

Was bedeutet für Sie eine hohe Fachkompetenz bei Ihrer Tätigkeit?

Fritsche: Mir persönlich gibt sie Sicherheit im Umgang mit Kunden und Kollegen und ich kann in technischen Fragen vielfach schnell entscheiden, wenn ich nicht auf Ratschläge Dritter angewiesen bin. Zudem wird das eigene Selbstbewusstsein gestärkt und anspruchsvolle, gemeisterte Situationen erfüllen einen mit Stolz und Zufriedenheit, was auch direkte Auswirkungen auf das Privatleben hat.


Bruno Fritsche (51) ist seit 1997 Betonwerk-Maschinist/ Werkmeister bei der Grob Kies AG, Lichtensteig, und ist im Kies- und Betonwerk Bütschwil tätig. Bruno Fritsche hat eine Lebenspartnerin und ist Vater von zwei Kindern. In seiner Freizeit treibt er leidenschaftlich Sport und spielt in einem Quartett.